Erste elektrische Beleuchtung in Landro
Der Sohn war noch nicht volljährig, als er im Jahre 1879 mit seiner Mutter den Hotelbetrieb des Vaters übernehmen musste. Rasch erkannte Josef Baur jr., dass er mit der Zeit gehen müsse, um das Unternehmen weiter voranzubringen. So sah er, wie viele seiner Zeitgenossen damals, im technischen Fortschritt seine Zukunft. Die Gäste erwarteten nämlich schon vor Beginn des technischen Zeitalters im Hotel Komfort und den Luxus moderner Errungenschaften. Josef Baur bot ihnen bald beides.
Er erkannte schnell den Prestigegewinn, den eine elektrische Beleuchtung seinem Unternehmen bringen würde, und handelte danach. Im April 1892 ließ er in allen Gebäuden des "Baurschen Fremden-Etablissements" in Landro elektrische Leuchten installieren. In sämtlichen Häusern brachte er insgesamt mehr als 300 Glühlampen zum Einsatz. Für die äußere Beleuchtung sorgten drei Bogenlampen. Der Betrieb der Stromanlage erfolgte tagsüber mit Dampfkraft. Während der Nachtstunden diente Mühlwasser als Antrieb. Die Umstellung von Petroleumlampen auf elektrisches Licht galt im Jahre 1892 noch als sensationell.
Aber der Hotelier ließ es dabei nicht bewenden. Mit dem ihm eigenen Weitblick für den technischen Fortschritt trat er im Jahre 1900, als das "Seehotel" am Toblacher See noch im Bau war, auch für die Errichtung eines eigenen Elektrizitätswerks in Toblach ein.
Er fand Gleichgesinnte, die das Unternehmen unterstützten und bereits am 27. Juli 1900 war im Pusterthaler Bote zu lesen: "In der Gratsch bei Toblach wird emsig an dem Electricitätswerke gearbeitet, dass die Firma Siemens & Halske übernommen hat." Dasselbe werde durch "die Wasserkraft der Rienz eine Elektricität von 300 (im Winter) bis 500 (im Sommer) Pferdekräften entwickeln". Dies reichte aus, um auch die Nachbarorte Innichen und Niederdorf reichlich mit Strom zu versorgen.
Josef Baur war so sehr die Seele des Unternehmens, dass er im Dezember 1900 in der Vollversammlung der "Gesellschaft des Elektricitätswerkes" zum Obmann dieser Institution gewählt wurde – als Nachfolger des Ingenieurs Jakob Rienzner, der mit seinem Vater und mit der berühmten "Frau Emma" in Niederdorf die Alpenvereinssektion Hochpustertal ins Leben gerufen hatte.